Curriculum Vitae Mariae
Ausgangspunkt der Arbeit „Curriculum Vitae Mariae“ ist Pontormos Gemälde „Heimsuchung“.
Das Bild zeigt eine Gruppe von Frauen. Im Vordergrund stehen Maria und Elisabeth. Dargestellt wird die Begrüßung der beiden werdenden Mütter. (Visitatio Beatae Mariae Virginis; Luk. 1, 39-56 9).
Mich beschäftigt wer war die Frau, die für „Maria“ Modell gestanden hat:
Wie hat sie gelebt?
Hat eine „reale“ Frau für das Bild Modell gestanden oder hat der Maler die Figur der Maria aus seiner Phantasie entstehen lassen?
Videoperformance
Die Frauen lesen ihren Lebenslauf vor.
Die Frauen bleiben anonym: Sie nennen sich Maria. Die in meiner Arbeit dargestellten Frauen stehen exemplarisch für die Frauen in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Es handelt sich um Frauen aus meinem Lebensumfeld, wie es sich bei Pontormo vielleicht auch bei dem Modellen für sein Gemälde um Frauen aus seinem Bekanntenkreis gehandelt hat.
Die Videoaufnahmen fanden immer im gleichen Setting statt: Blauer Hintergrund, weißer Tisch und Stuhl. Alle Frauen tragen ein rotes Tuch. Das Tuch, dass alle Frauen tragen, symbolisiert die Verbindung zwischen den Frauen von „früher“ und „heute“. In allen Mariendarstellungen ist „Maria“ mit einem Tuch bekleidet. Das Tuch dient als Zierrat und Schmuck und bietet Schutz vor Witterungseinflüssen und Blicken. Andererseits steht das Tuch in meiner Arbeit symbolisch für die heute noch existierenden Rollenzwänge.
Hier einige Zitate aus dem Video:
„Mit 19 Jahren schließlich verliebte ich mich auf einer Reise in einen Mann, dem ich mich von dem Zeitpunkt an anvertraute und für immer verbunden glaubte. Ich blieb in seinem Land, sprach seine Sprache, schloss mich seinen Ideen und Vorstellungen vom Leben an und bekam zwei Töchter mit ihm. Wir träumten von der totalen Symbiose und erwachten neun Jahre später aus dem Traum, um festzustellen, dass das vorbehaltlose Vertrauen in eine gemeinsame Zukunft und die Verschmelzung unserer Persönlichkeiten keine Entwicklung zuließ“
„Ich habe meinen ersten Zungenkuss. Meine Schwester nennt mich Nutte.“
Ich dachte mit ihm zusammen, wenn wir nur zusammen sind ist es egal wo wir Leben. War es aber nicht.“
„Ich suche nicht länger nach dem Partner, der eine innere Leere in mir ausfüllt oder mich schützend durchs Leben führt und kann inzwischen Beziehungen leben, die ergänzen und nicht ersetzen. Darüber bin ich glücklich, deshalb bin ich zuversichtlich.“
„Was mich sehr beeindruckt, ist der ungeheure technische Fortschritt und die Entwicklung vieler neuer Dinge zur Erleichterung des Lebens“.
Maria – Ausschnitt aus Pontormos Gemälde “ Heimsuchung“, Acryl und Goldstift auf Leinwand, 80 x 60 cm, 2004


Maria - Videostills aus Performance Video



Maria „abgezählt“
Acryl und Bleistift auf Holz, 80×60 cm, 2003





